Viva Pit Senyor! Meine Geschichte und Tipps für das Sinulog, dem größten Festival auf den Philippinen

Ich auch nicht. Zumindest bis es mich im Januar 2019 wieder auf die Philippinen verschlug.
Ich durfte das größte und eines der bedeutendsten Events der Philippinen miterleben.
Hier meine Geschichte, Eindrücke und Tipps für das bunte Sinulog Festival.

Ich war wieder zurück auf den Philippinen. Unterwegs auf Mindoro, in Puerto Galera. Ich meldete mich bei einer Freundin (sie war Teil eines deutsch-philippinischen Kulturprogramms) und sie sagte mir, ich müsse unbedingt nach Cebu City kommen. Noch wusste ich nicht genau, was mich erwarten würde. Kurz entschlossen buchte ich einen Flug und eine Unterkunft.  Es schien, als hätte ich recht viel Glück bei den Buchungen gehabt, denn ich sollte an dem Tag, an dem absoluter Ausnahmezustand in Cebu-City herrschte, ankommen: Zum Höhepunkt des Sinulog Festivals.

Vergesst den Karneval, Schlagermove, Love Parade oder sonstige Großveranstaltungen. Das Sinulog toppt alles. Eine riesige Straßenparade, Menschenmassen die durch die Straßen tanzen und T-Shirts, die immer bunter werden.  „Viva Pit Senyor“ aus jeder Ecke und kleine “Kinderfiguren”, die in die Luft gehalten werden.

Mit dem Sinulog Fest wird das Christentums gefeiert und der Santo Nino, das Jesuskind, geehrt.  Es gibt zahlreiche Messen, vor allem in der Basilica del Santo Niño, der ältesten Kathedrale von den Philippinen, und verschiedene Tanz-, Gesang- und Fotografiewettbewerbe. Das knapp ein-monatige Fest findet jedes Jahr im Januar in Cebu-City statt.  Am 10. Januar 2020 beginnt das Sinulog. Der Höhepunkt des Festes ist die „Grand Parade“ am dritten Sonntag im Januar. Dieses Jahr also am 19. Januar 2020. Dieses Datum könnt ihr euch fett markieren! Die farbenfrohe Straßenparade mit bunten, aufwändigen Kostümen startet schon am Morgen um 9 Uhr im Cebu City Sports Center und dauert den ganzen Tag an. Das Sinulog zieht jährlich mehr als 1 Million Besucher nach Cebu-City und 2019 war ich mittendrin!

Schaut mal hier, ein kleiner Teaser aus dem Jahr 2018. Schon nur mein Anschauen bekomme ich wieder Gänsehaut und Lust den Sinulog zu tanzen! Diese Rhythmen und Freude! Das Feeling was beim Sinulog herrscht, ist schwer zu beschreiben. Ich empfand es als pure Lebensfreude.

Mit dem lauten Ruf „Viva Santo Nino“ oder „Viva Pit Senyor“ wird das „heilige Kind“ geehrt. Es heißt so viel wie „Gegrüßt seist du, Herr, heiliges Kind“.  Das heilige Kind spiegelt auch die Figur wieder, die jeder Dritte in der Hand hält. (Den Santo Nino findet man übrigens auch in jedem Filipino-Haushalt). Es sind spanische Wörter. Nicht untypisch für die Philippinen, denn sie waren unter Spanischer Herrschaft und die Spanier waren es auch, die den Philippinen den (katholisch) christlichen Glauben gaben.

Nice to know: Der Name Sinulog kommt aus dem Cebuano-Wort  „sulog“ (Cebuano wird vorwiegend in der Visayas Region gesprochen) was übersetzt etwas  wie „Wasserströmung“ bedeutet und den berühmten Zwei-Schritte-vor-ein-Schritt-zurück Sinulog-Tanz darstellt.

Kommen wir zu meiner Geschichte und wie ich das Sinulog erlebt habe: Ich kam also an dem Tag der Tage in Cebu an. Am Tag der großen Parade. Der Flughafen war überfüllt, die Schlange um ein Taxi zu bekommen war so lang, dass sie schon fast zur Ausgangstür des eigentlichen Flughafenterminals reichte.  Ich hatte Zeitdruck, da ich schon Treffpunkt und Uhrzeit mit meiner Freundin ausgemacht hatte. Und sie warnte mich vor: Die Stadt ist voll und ich würde sie nicht erreichen können. Das Netz wird quasi an diesem Tag abgeschaltet.

Ich entschied mich dazu, mit dem MyBus (50 Pesos) zur SM Mall zu fahren. Das ist generell die kostengünstigste Variante vom Flughafen in die Stadt zu kommen. Ab der SM Mall versuche ich ein Taxi zu bekommen. Vergeblich. Ich musste erstmal durchatmen und schaute bei Maps.me (die beste App wenn Du auf Reisen bist) wie weit es denn noch zur Unterkunft ist. Es war zu weit um zu laufen. Ich hatte schließlich auch meinen 20Kg Backpack dabei…

Während meiner Überlegung, wie ich es nun pünktlich schaffen sollte, sprach mich ein Filipino an. Sicher bemerkte er, dass ich etwas verzweifelt und nervös war. Neben ihm eine Reihe von Mopeds aufgereiht.  Am Ende einigten wir uns auf 200 Pesos. Also rauf aufs Moped und Backpack festgeschnallt. Nach nur 5 Minuten merkte ich, dass die Straßen immer voller wurden. Um uns herum Menschenmassen mit Federschmuck, bester Laune und riesigem Lächeln im Gesicht. Die letzten 100 Meter zu meiner Unterkunft musste ich dann gehen. Es war einfach kein Durchkommen mehr. Kein Wunder also, dass kein Taxi mich zu meiner Unterkunft bringen wollte. Nun war ich da, mitten im Geschehen und wurde direkt herzlich, mit einer Portion Farbpulver, begrüßt…

Ich habe es tatsächlich zum Treffpunkt geschafft. Zwar mit 30 minütiger Verspätung, aber ich habe es geschafft. Zwischenzeitlich schien es für mich beinahe unmöglich. Es sollten nur einige Gehminuten zum Treffpunkt sein, aber viele Straßen waren durch die Parade abgesperrt. Es herrschte Gedränge, immer wieder wurden Kreise gebildet, es wurde getanzt, gesungen und das Farbpulver flog durch die Luft. Es erinnerte mich etwas an das indische Holi-Festival / Fest der Farben.  Dann entdeckte ich meine Freundin und konnte es kaum glauben, dass ich Sie wirklich unter den Tausenden von Menschen noch gefunden habe.

Wir beobachteten die Parade, die Freude der Filipinos schwappte auf uns über und wir fingen an den Sinulog zu Tanzen.  Dabei zu sein und zu sehen mit welch einer Lebensfreude die Filipinos ihre Kultur und Santo Nino feiern, dass war einfach phänomenal.  Über verschiedene Zufälle sind wir zum späten Nachmittag zu einer Art Garagenparty in einer Seitenstraße gekommen. Neben der Garage eine kleine Bar. Die Stimmung war fantastisch. Musikanlagen standen auf der Straße, es wurde getanzt, gesungen und unsere T-Shirts und Gesichter wurden immer bunter.